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Foto: C. Lange

25.07.2025

Globale Studie bewertet verkürzte Behandlung bei hochresistenter Tuberkulose

Eine internationale klinische Studie, die diese Woche in The Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht wurde, hat die Wirksamkeit und Sicherheit eines neuartigen, verkürzten Behandlungsregimes für Personen mit prä-extensiv resistenter Tuberkulose (prä-XDR-TB) bewertet – einer Form der Erkrankung, bei der die Tuberkulosebakterien sowohl gegen Rifampicin als auch gegen Fluorchinolone resistent sind. Die Studie, bekannt als endTB-Q, wurde von Médecins Sans Frontières (Ärzte ohne Grenzen; MSF), Partners In Health und Interactive Research and Development geleitet und finanziert von Unitaid.

Die Phase-3-Studie mit offenem Design und randomisiert-kontrolliertem, stratifiziert Aufbau verglich ein 6- bis 9-monatiges, rein orales Regime bestehend aus Bedaquilin, Delamanid, Linezolid und Clofazimin (BDLC) mit der von der WHO empfohlenen Standardbehandlung (meistens BDLC + 1-2 Medikamenten) über 18 Monate. Insgesamt nahmen 324 TeilnehmerInnen aus sechs Ländern mit hoher Belastung durch resistente TB an der Studie teil.

Das BDLC-Regime führte bei 87 % der Teilnehmenden zu einem günstigen Ergebnis – vergleichbar mit der Erfolgsrate von 89 % in der Kontrollgruppe. Allerdings konnte die Studie keine formale Nichtunterlegenheit nachweisen, insbesondere bei Teilnehmenden mit ausgedehnter Erkrankung, bei denen unter dem verkürzten Regime häufiger Rückfälle auftraten.

„Das BDLC-Regime ist vielversprechend – insbesondere für PatientInnen mit begrenzter Erkrankung – aber es ist klar, dass es keine Einheitslösung gibt“, sagte Ohanna Kirakosyan, Mitautorin, Ärztin und Wissenschaftlerin am Forschungszentrum Borstel (FZB) in Deutschland. „Diese Studie ist ein entscheidender Schritt in Richtung personalisierter Medizin der Tuberkulose. Wir verstehen nun besser, welche Personen von einer verkürzten Behandlung profitieren können und welche eine längere oder verstärkte Therapie benötigen“, ergänzt Professor Christoph Lange, Medizinischer Direktor am FZB und wissenschaftlicher Berater von MSF für diese Studie.

Die Ergebnisse betonen die zentrale Bedeutung der Anpassung der Behandlung an die Krankheitsausdehnung und fordern einen breiteren Zugang zu schnellen Diagnostika sowie anhaltende Innovationen in der TB-Therapie.

Diese Studie ist die erste streng kontrollierte Untersuchung, die speziell für PatientInnen mit prä-XDR-TB konzipiert wurde, und unterstreicht das wachsende Potenzial individualisierter Ansätze in der globalen TB-Behandlung.

Publikation:

Mitnick C., Guglielmetti L., et al. Bedaquiline, delamanid, linezolid, and clofazimine for rifampicin‑resistant tuberculosis: the ENDTB‑Q trial. The Lancet Regional Health – Western Pacific. 2025. doi:10.1016/S2213‑2600(25)00194‑8

Kontakt

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Ohanna Kirakosyan

Klinische Infektiologie
Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum
Parkallee 35, 23845 Borstel
Email: okirakosyan@fz-borstel.de

 

 

 
 
 
 
 
 

 

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