8.12.2025
Neue Studie entdeckt reversiblen Resistenzmechanismus bei Haemophilus influenzae
Antibiotikaresistenzen gehören zu den größten Herausforderungen der modernen Medizin. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass der Krankheitserreger Haemophilus influenzae einen bislang unbekannten und genetisch sehr instabilen Resistenzmechanismus ausbilden kann. Diese sogenannte instabile Heteroresistenz wird mit klassischen Resistenztests häufig nicht erkannt, was im schlimmsten Fall zu Behandlungsfehlern führen kann. Ursache sind genomische Veränderungen im Gen ompP2, die sich innerhalb weniger Tage auch wieder zurückbilden können.
Haemophilus influenzae kann schwere Infektionen wie Lungenentzündungen, Sepsis oder Hirnhautentzündungen verursachen. Für die Behandlung werden häufig Antibiotika aus der Klasse der Cephalosporine eingesetzt, z.B, Ceftriaxon. Doch Resistenzentwicklungen können die Therapie erschweren, vor allem, wenn sie unentdeckt bleiben.
Forschende des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB) und der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel zeigen nun wie schnell sich H. influenzae an veränderte Umweltbedingungen anpassen kann.
„Wir konnten beobachten, dass bestimmte strukturelle Veränderungen im ompP2-Gen die Bakterien kurzfristig unempfindlicher gegenüber Ceftriaxon machen“, erklärt Erstautorin Dr. Sabine Petersen vom Forschungszentrum Borstel. „Sobald der Selektionsdruck durch das Antibiotikum wegfällt, verändert sich das Erbgut der Bakterien jedoch innerhalb weniger Generationen in den ursprünglichen Zustand zurück.“
Diese schnelle Rückkehr zur Empfindlichkeit zeigt, wie dynamisch Resistenzmechanismen sein können und warum sie in der Diagnostik manchmal übersehen werden. „Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass Resistenz nicht immer ein dauerhaftes Merkmal ist“, sagt Prof. Matthias Merker vom FZB. „Das Verständnis solcher reversiblen genetischen Prozesse ist entscheidend, um Therapieversagen zu vermeiden und Infektionen besser zu behandeln.“
Die Studie liefert damit neue Einblicke in die molekularen Ursachen von Heteroresistenz und zeigt, dass strukturelle Genveränderungen eine bisher unterschätzte Rolle bei der Resistenzentwicklung spielen.
Publikation:
Petersen S, Diricks M, Utpatel C, Schulenburg H & Merker M. A novel mechanism of unstable heteroresistance via reversible ompP2 mutations in Haemophilus influenzae. International Journal of Infectious Diseases. 2025;161:108178. https://doi.org/10.1016/j.ijid.2025.108178
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