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Gefahr in Verzug: Linden am Forschungszentrum Borstel müssen gefällt werden
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- 27.02.2017
Aufgrund eines Pilzbefalls müssen einige Linden am Forschungszentrum Borstel gefällt werden. Trotz jahrelanger Pflege und Schnittmaßnahmen an den denkmalgeschützten Bäumen ist die Holzsubstanz so gering, dass die Bruch- und Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet werden kann. Aufgrund akuter Umsturzgefahr und der damit verbundenen Gefahr für Mitarbeiter und Besucher des Forschungszentrums und der umliegenden Gebäude müssen nun sofortige Maßnahmen eingeleitet werden und die am stärksten betroffenen Bäume am Rondell vor dem Herrenhaus entfernt werden.
Dies geht aus einem Gutachten hervor, welches das Forschungszentrum Borstel gemeinsam mit einer unabhängigen und zertifizierten Baumgutachter-Firma erstellt hat. Die betroffenen Bäume sind gleich von zwei gefährlichen Schadpilzen befallen: dem Brandkrustenpilz und dem Hallimasch. Beide sind in Deutschland weit verbreitet und treten sowohl im Wald als auch in Parkbeständen auf und befallen verschiedene Laubgehölze, wie Buche, Linde, Weiden oder Pappeln. Der Brandkrustenpilz zersetzt bereits im frühen Stadium den zentralen Wurzelbereich und den Stammfuß des Baumes, ohne dass der Baum Anzeichen von verminderter Vitalität zeigt. Im weiteren Verlauf verursacht der Pilz eine intensive Weißfäule, später eine Moderfäule die sich rasch ausbreiten kann. Die Folge: Die Stabilität des Baumes ist soweit herabgesetzt, dass dieser ohne Vorwarnung umstürzen kann. „Der Brandkrustenpilz ist leider in den vielen Fällen ein Todesurteil für die Linden, vor allem wenn diese schon älter und geschwächt sind,“ so Diplom-Ingenieur Holger Muhs von dem Büro MUHS LandschaftsArchitekten, der in dieser Woche gemeinsam mit Dirk Westphal, dem Leiter des Technischen Dienstes vom Forschungszentrum Borstel die Linden vor dem Herrenhaus begutachtete: „Die Bäume vor dem Herrenhaus sind schon über 250 Jahre alt und die Pflege dieser Relikte aus der Barockzeit ist eine besondere Herausforderung: Die Baumkronen wurden seinerzeit regelmäßig in Form geschnitten. Nach der Barockzeit wurde der „natürliche“ Wuchs der Bäume modern und man ließ die Linden in die Höhe wachsen. Spätere, radikale Schnitte könnten den Bäumen geschadet und sie anfällig für Krankheiten gemacht haben.“
Die Linden, die den Ehrenhof mit dem großen Rasenrondell einrahmen, stehen gemeinsam mit der Lindenallee, dem weitläufigen Gutspark und dem Herrenhaus, einem Backsteinbreithaus aus dem Jahre 1747/48, unter Denkmalschutz. Der Erhalt dieses historischen Kleinods ist ein wichtiges Anliegen des Forschungszentrums Borstel, für den in der Vergangenheit viel getan wurde: „Das Forschungszentrum hat mit EU-Mitteln, mit Spendengeldern des „Herrenhaus-Vereins“, mit Unterstützung der Fielmann-Stiftung und mit ganz erheblichem eigenen Mittelaufwand die Wiederherrichtung und den Erhalt des Gutsparks vorangetrieben. Wir sind stolz auf diese einzigartige Umgebung für unser Zentrum und unsere Klinik, und wir haben lange, gemeinsam mit den Experten vom Landschaftsschutz, um den Erhalt der Linden gekämpft. Es tut uns fast körperlich weh, wenn wir nun die Linden fällen lassen müssen,“ so Zentrumsdirektor Prof. Stefan Ehlers.
In Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde und der Naturschutzbehörde wird nun ein Nachpflanzungskonzept zur nachhaltigen Entwicklung des Lindenkranzes entwickelt, damit dieses prachtvolle Ensemble auch in der Zukunft erhalten bleiben kann.