Pressemitteilungen 2023

ERA4TB: Internationales Konsortium beschreitet neue Wege bei der Entwicklung einer umfassenden Tuberkulosetherapie

Mehr als 30 Partner aus 13 Ländern nehmen am ERA4TB-Projekt teil

Das Projekt ERA4TB (European Regime Accelerator for Tuberculosis) ist eine öffentlich-private Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, neue Medikamente im Kampf gegen die Tuberkulose (TB) zu entwickeln. Mit einem Team von mehr als 30 Organisationen und einem Budget von über 200 Millionen Euro legt das ERA4TB-Projekt seinen Fokus auf die Fortentwicklung einer neuen und verbesserten Tuberkulosetherapie. Durch die internationale Zusammenarbeit und der damit verbundenen Möglichkeit der Expertise- und Ressourcenbündelung, sollen neue und vielversprechende Wirkstoffe schnell in die klinischen Studien gebracht werden.

Tuberkulose ist die am häufigsten zum Tode führende Infektionskrankheit weltweit. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten 2018 an Tuberkulose 10 Millionen Menschen, und 1.6 Millionen starben an ihren Folgen. Auch wenn die Verbreitung der Tuberkulose zurückgeht, stellt die arzneimittelresistente Form der Tuberkulose, die sogenannte multiresistente Tuberkulose (MDR-TB), eine wachsende Bedrohung für die Sicherheit der Weltbevölkerung dar. Aus diesem Grund hat sich die UNO verpflichtet, die Tuberkuloseepidemie bis 2030 durch das gemeinsame Handeln ihrer Mitgliedsstaaten zu beenden.

David Barros-Aguirre, Projektleiter der ERA4TB-Initiative sagt: „Im Namen der ERA4TB-Partner freuen wir uns sehr über den Start dieses einzigartigen Verbundprojekts auf dem Gebiet der Tuberkulose Das Know-how von öffentlichen Partnern und eine Pipeline vielversprechender präklinischer Wirkstoffe von Pharmaunternehmen verschmelzen, um die Entwicklung neuartiger klinischer Kandidaten zu beschleunigen. Ziel ist es, ein innovatives und differenziertes Kombinationsschema für die Behandlung von Tuberkulose bereitzustellen, welches eine Schlüsselrolle bei der Eliminierung der TB spielen kann.“

Die Standardbehandlung der Tuberkulose basiert auf einer Kombination von vier Medikamenten, die alle bereits vor mehr als 60 Jahren entwickelt wurden. Die Behandlung dauert mindestens sechs Monate und kann aufgrund von Resistenzen gegen die Standardmedikation bis zu zwei Jahre dauern. Die derzeitig eingesetzten Medikamente sind nach heutigen Maßstäben nicht sehr effizient. Eine neue und schneller wirkende Behandlung ist erforderlich, um die Dauer der Therapie zu verkürzen und die Bedrohung durch arzneimittelresistente Stämme zu überwinden. Bislang erfolgt die Entwicklung neuer Medikamente nur langsam, und der klinische Einsatz in der Behandlung Tuberkulosekranker erfolgt nacheinander für jedes einzelne Medikament.

"ERA4TB hat eine beeindruckende Reihe von Ressourcen zusammengestellt, um die Agilität und Innovation der Wissenschaft nahtlos mit dem Pragmatismus und der Professionalität wissenschaftlicher Expertise der Pharmaindustrie zu verbinden. Ich bin zuversichtlich, dass diese starke europäische Initiative die Eliminierung der Tuberkulose beschleunigen wird," so Steward Cole, Wissenschaftlicher Leiter des Projektes und Präsident des Pasteur Instituts in Paris.

Das ERA4TB-Projekt wird neue Wege bei der Entwicklung der Tuberkulosetherapie gehen und den sequenziellen zugunsten eines parallelen Entwicklungspfades aufgeben. Dieser parallele Weg ermöglicht die gleichzeitige Untersuchung von mehr als einem Dutzend neuer potenziell wirksamer Wirkstoffe gegen die Infektion. Unter Verwendung eines integrativen, modellbasierten Ansatzes wird ERA4TB die Entwicklung neuer Tuberkulose-Medikamente optimieren, Medikamenten-Wechselwirkungen erkennen und damit die Kosten und die Entwicklungsdauer bis zur Anwendung im Menschen senken.

Am Forschungszentrum Borstel werden mehrere Arbeitsgruppen, die auch in der TTU-TB des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung aktiv sind, ihre Expertise in der Tuberkuloseforschung in das ERA4TB Konsortium einbringen. Neben der Überprüfung inwieweit die neuen Wirkstoffe Resistenzen in den Erregern erzeugen können, werden Studien zum Wirkmechanismus und der Wirksamkeit der Wirkstoffe in Zellkultur- und Mausmodellen durchgeführt, und am FZB identifizierte Biomarker im Konsortium zur Verfügung gestellt.

„Die beteiligten TB Gruppen am Forschungszentrum sind begeistert ihren Anteil zu dieser mit Sicherheit viele Synergien erzeugenden Forschungsstrategie zwischen Wissenschaft und Pharmaindustrie beitragen zu können. Die Möglichkeit eine Reihe an Wirkstoffen, die sich derzeit in der Entwicklung befinden, sofort parallel bezüglich ihrer Interaktionen untereinander und ihrem Potential Resistenzen zu erzeugen untersuchen zu können, kann schneller zu neuen wirksamen Kombinationstherapien führen. Das könnte die Behandlungsdauer vor allem bei der MDR-TB verkürzen und die oft mit diesen langen Therapien einhergehenden Nebenwirkungen eindämmen,“ so Ulrich Schaible, Vertreter des FZB im ERA4TB und Direktor des Programmbereichs Infektionen am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum.

ERA4TB wird vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union und der europäischen Pharmaindustrie (über EFPIA) unter der Schirmherrschaft der gemeinsamen Innovative Medicines Initiative (IMI) gefördert und ist Teil der umfassenden IMI Antimicrobial Resistance Accelerator Struktur.

Kontakte:

Prof. Dr. Ulrich Schaible
Direktor Programmbereich Infektionen
Forschungszentrum Bostel – Leibniz Lungenzentrum
Parkallee 1
23845 Borstel
Telefon: 04537 – 188 600
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