Programmbereich Infektionen

Biophysik

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Projekte

Die grundlegende Philosophie der Laborgruppe Biophysik ist die konsequente interdisziplinäre Verbindung zwischen Biologie, Chemie und Physik. Im Zentrum stehen biologische Fragestellung mit medizinischer Relevanz bei pulmonalen Infektionen zu deren Beantwortung wir verschiedene biophysikalische Methoden akquiriert und weiterentwickelt haben. Die Laborgruppe widmet sich Fragen zu Struktur und Funktion verschiedener Membranen und deren Wechselwirkung mit Peptiden und Proteinen. Einen besonderen Focus nehmen dabei die bakteriellen Membranen Lungen-relevanter Keime ein. Hierzu werden die Lipide aus natürlichen Membranen aufgereinigt, charakterisiert und anschließend in sehr gut definierten Systemen rekonstituiert. Sowohl ganze Zellen, natürliche Membranen als auch rekonstituierte Membranen werden mit verschiedenen biophysikalischen Methoden untersucht (Abbildung 1).

Abbildung 1: Wissenschaftliches Konzept.

Abbildung 1: Wissenschaftliches Konzept.

Neben den vor Ort vorhandenen Methoden finden regelmäßige Messungen an verschiedenen Synchrotronquellen in Deutschland und Europa statt.

Folgende Fragestellungen sind von zentraler Bedeutung (Abbildung 2):

  1. Charakterisierung von Membranstrukturen
  2. Aktivität von Poren-formenden antimikrobiellen Peptiden
  3. Aktivität von mikrobiellen Toxinen
  4. Mikrobielle Adhäsion
  5. Intrazelluläre Überlebensstrategien
  6. Verteilung von Bakterien durch Aerosole
  7. Interaktion von Wirkstoffen in Aerosolen mit Membranen

Abbildung 2: Biomedizinische Fragestellungen

Rekonstitutionssysteme

Um Bakterien- und Immunzellmembranen nachzuahmen, haben wir neue Rekonstitutionssysteme etabliert. Die Doppelschichten bestehen aus Phospholipiden, Lipid II und Lysyl-PG, um die Membran grampositiver Bakterien nachzuahmen, und Phospholipiden und Cholesterin, um die zytoplasmatische Membran eukaryotischer Zellen nachzuahmen. Darüber hinaus haben wir die äußere Membran Gram-negativer Bakterien als asymmetrische planare Lipiddoppelschicht und auch als asymmetrische Liposomen rekonstruiert, wobei die eine Seite aus Lipopolysacchariden (LPS) und die andere aus Phospholipiden besteht. In ersten Versuchen ist es uns gelungen, die mykobakterielle Wachsschicht mit Lipidmatrizen, die das Glykolipid-Trehalose-Dimycolat (TDM) enthalten, nachzuahmen.

 

Funktion antimikrobieller Peptide (AMPs)

Die AMPs, die wir in den letzten Jahren untersucht haben, unterscheiden sich in ihrer Struktur und Aktivität. Ausgehend von unserer Hypothese, dass lipid- und peptidspezifische Eigenschaften für die Empfindlichkeit oder Resistenz bestimmter Bakterienstämme verantwortlich sind, haben wir die Wechselwirkungen zwischen den AMPs und rekonstituierten Lipidmembranen charakterisiert. Für unsere Untersuchungen haben wir verschiedene AMPs in ihrer natürlichen Form sowie synthetische Derivate davon verwendet. Es wurde eine nahezu perfekte Korrelation zwischen der biologischen Aktivität der untersuchten AMPs und ihrer Interaktion mit reinen Lipidmatrizen gefunden. So ist in einem ersten Schritt die Permeabilisierung der Lipidmembran eine wesentliche Voraussetzung für die Abtötung von Bakterien. Basierend auf unseren Erkenntnissen konnten wir Peptide der ersten Generation mit verbesserten Aktivitäten synthetisieren. Zusätzlich zur Porenbildung untersuchten wir weitere Mechanismen wie Membranfusion oder Aggregation durch Hydramacin und Membrankapselung durch das C-reaktive Protein aus Limulus.

 

Entwicklung neuer Polypeptide als allgemeine Mikrobiozide

Wir haben neue Peptide entwickelt, die zur Bekämpfung der Gram-negativen Sepsis eingesetzt wurden, indem der Hauptpathogenitätsfaktor LPS durch die Peptide neutralisiert wird. Diese wurden daher als SALP (synthetische Anti-LPS-Peptide) bezeichnet. Sie blockierten nachweislich die Entzündungsreaktion in vitro sowie die systemische Entzündung in vivo (Mausmodell der Endotoxämie und der Infektion durch Bakterien) und hemmten die Gram-positive Pneumonie in Kombination mit einem Antibiotikum. Darüber hinaus konnten einige der Peptide die Virusreplikation in menschlichen Zellen erheblich hemmen, wie z.B. das humane Immunschwäche-Virus (HIV), die Herpes-simplex-Viren I und II, Hepatitis B, die saisonale Grippe H3N2, das Denguefieber-Virus und das KSP-Virus. Die Mechanismen der antiseptischen Wirkung und der Virusvermehrung sind unterschiedlich: Für die antiseptische Aktivität findet eine direkte Bindung an die bakteriellen Pathogene statt, aber auch eine Bindung an Zelloberflächenrezeptoren wie CD14 und TLR4.

 

Überlebensstrategien intrazellulärer Pathogene

Werden Mikroben von professionellen Phagozyten aufgenommen, können in ihren Phagosomen unterschiedliche Wechselwirkungen auftreten. Diese Effekte können zur Abtötung von Bakterien oder sogar zum Überleben einiger intrazellulärer Mikroben führen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Phagozyten einerseits porenbildende Peptide der angeborenen Immunität, die sogenannten Wirtsabwehrpeptide (HDP), verwenden, um die Mikroben abzutöten, und andererseits porenbildende Proteine und Peptide, um beispielsweise die Ansäuerung des Phagosoms zu verhindern. Neben der Aufklärung der zugrunde liegenden Wirkungsmechanismen geht es vor allem darum, die Frage zu lösen, wie sich die Mikroben und der Wirt vor der Wirkung ihrer eigenen membranaktiven Substanzen schützen. Die Außenmembran von Mykobakterien enthält das Glykolipid Trehalose-Dimycolat (TDM). Die membranbildende Funktion von TDM und die Interaktion mit verschiedenen HDPs wird charakterisiert.